kunstrezensionen - Auswahl

Prof. Dr. Dieter Ronte, Kunstmuseum Bonn, Ansprache in Galerie M in Wilhelmshaven

 über Karin Mennen und Henricus Bicker-Riepe:

"Beide haben gemeinsam, dass sie die Welt in ihren Werken interpretieren und beschreiben.“  So seien in den Werken  viele Optionen auf die Zukunft verankert. „Karin Mennen bringt ihr eigenes Temperament in ihre Werke hinein.“ (Wilhelmshavener Zeitung, 1994)

 


-Anita van Os, Leitung der Galerie de Roos van Tudor in Leeuwarden-NL, 2022

„Ich liebe deine Dynamik des Pinselstriches…“

„Deine Sedimentationen aus dem Watt mit der Malerei sind eine ganz besondere Idee.“

(Zitat zu Ausstellungen in der Galerie, 9. April 2022)


-Peter Wawerzinek, Autor und Ingeborg Bachmann-Preisträger, 2022

„zerstören klingt nur gut, wenn`s zum prozess gehört, ich mag deine arbeit sehr, die vergänglichkeit einfangen, das fehlerhafte bannen, die natur zeigen, wie sie sich irrt und behauptet und stark benimmt und ich denke immer an den toten großen stinkenden fisch in irland, den friedhof wo wir waren, deine art gefällt mir…,“  (Peter Wawerzinek: die Kunst von Karin Mennen)

-Dr. Jörg Michael Henneberg, Kunsthistoriker von der Oldenburgischen Landschaft

Rede zur Ausstellung in der Galerie Perspektive Wilhelmshaven, 1998

„…Wie kaum eine zweite, ist sie der Landschaft, aus der sie stammt verbunden. Sie findet dabei eine stimmungsreiche Farbgestaltung, die unmittelbar berührt und Impressionstisches mit Expressionistischem verbindet….

Wie zahlreiche Künstler ihrer Generation, die die Nase von Abstraktion und Informel voll hatten, wurde für ihre expressive Malerei das Werk von Lovis Corinth eine wichtige Anregung und Wegweisung und dessen zupackende, rein malerische Handschrift wurde von der bildenden Künstlerin in einer ungeheuren Vitalität wiederentdeckt.

… Kunst kommt von Kunst und Karin Mennen, die in Wien auch Kunstgeschichte belegte, wandte sich gezielt kunsthistorischen Anregungen zu…..eine ganz eigene Handschrift, nämlich die Verbindung von gestischer Heftigkeit, koloristischem Gespür und vor allem ihren Sinn für Atmosphäre offenbarten. Es ist Offenheit, und keinesfalls stilistische Beliebigkeit… .„(Ausstellungsrede in Galerie Perspektive in WHV)

 


Peter Wawerzinek in "Die Horen", Literaturzeitschrift Nr. 289, 2023

Peter Wawerzinek, Auszug aus : "Waessern" in "Die Horen", Literaturzeitschrift 289, 2023, Wolfgang Hilbig

.....Wurde einst, vor Jahren nunmehr, nach Horumersiel eingeladen, dort zu lesen. Hat die Schriftstellerin Judith Hermann angezettelt, die da phasenweise wohnt und versucht war, Kultur zu veranstalten. Weiß heute nicht einmal mehr zu sagen, was ich las, nur, dass es in einer lichtdurchfluteten Kirche stattfand, wir danach im Garten der Schreiberin saßen, tranken und redeten, ich nicht recht durchsah, wer woher kam, wohin im Leben tendierte, wer was mit dem Ort, den Leuten, dem Ganzen zu schaffen hatte, wer mit wem befreundet war oder als Gast zeitweise, als Verwandter fester dort wohnte, wer wie weit mit der Gastgeberin verbandelt, loser Fan oder lieber Besucher gewesen war, wie ich selbst auch. Das Beisammensein war okay und meine, es wäre mir nicht sonderlich lange in der Erinnerung haften geblieben, wäre da diese Malerin nicht aufgetaucht. Fand sie gleich interessant. Wechselte rasch zu aufregend über, mein Empfinden zu der Malerin Karin Mennen. Redete von der Kunst, die sie am Wattenmeer betreibt so anlockend, plastisch, dass ich mich mit ihr sofort ans dorthin begeben musste, mich zu den Leinwänden führen ließ, die sie am Ende der Buhnen ausgelegt hatte. Wir balancierten über den langen, langen Buhnenlaufsteg. Sie mir voran. Ich ihr eifrig nach. Ganz ohne den üblichen Bammel davor, abzurutschen, ins Wasser zu fallen. Wäre nichts weiter groß passiert. Hätte mir bis an den Bauchnabel gereicht, das flache Wattenwasser. Kein Vergleich zur Ostsee, woher ich stamme, wo es abwärts geht nach wenigen Metern, wo rasch größere Tiefen unter den Füßen aufkommen. Ist nicht mein Ding, die Nordsee dort. Wiese statt Sandstrand mit reichlich Steinen, Algen und Quallen. Weite Wege bis ans Wasser, selbst wenn Flut herrscht. Und dann dieser Schlick, dieser pechdunkle Morast, von den Gezeiten hinterlassen, in den hinein du versinkst. Das unterseeische, geplättete schwarze Tuch, über das die Füße staken und flutschende Kuhlen bilden beim Waten. All das wirkt sich böse auf meine Seele aus und hinterließ mich damals fragend, wie die Autorin, die Schwärze dauerhaft vor Augen, dabei störungsfrei und davon unbeeinflusst schreiben kann. Brauche es vollkommen anders. Hab’s am liebsten wild, verdreckt, schäumend, steinig, stürmisch, gefährlich ist ehrlich, wie sich die Elemente an der Ostsee aufführen, danebenbenehmen, ich es halt gut kenne und nicht fürchte. Kann an der Nordsee nicht Strandläufer sein, nach Hühnergott, Donnerkeil, versteinerten Seesternen suchen. Gibt es ja nicht einmal Blasentang und Möwen im Streit, Dorsch und Flundern, Bernstein zu bewundern. Ist mir dann dennoch lieb geworden, durch Karins Tun, die frische Leinwände ans Buhnenende schleppt, sie mit Steinen beschwert versenkt, monatelang drinnen liegen lässt, dem Meer sozusagen hinwirft, das sich an ihnen in Ruhe abarbeitet, Spuren hinterlässt, Flecken, Ablagerungen, alles erst richtig nach dem Trocknen zu sehen. Phantasie auslösende Verunreinigungen. Bilder, die augenblicklich im Kopf entstehen. Auslegungen. Für eine von vielen Varianten muss sich die Malerin entscheiden. Geht ihren Part an der Leinwand jeweils behutsam an. Zeichnet mit leichter Hand an entscheidender Stelle einen Umriss nach. Setzt Akzente. Hebt Details hervor, führt durch gezielte Farbgebung Ablagerungen zusammen, lässt sie verschwinden, stellt Verhältnisse klar, verbindet Kunst mit Natur, bindet das Zufällige ans Gewollte, lässt, wenn nichts weiter zu verrichten ist, was entstanden ist, bestehen. Hab solch ein Handwerk nie zuvor gesehen. War angetan, bin rundum in Neuland gestoßen worden. Bringe Ebbe und Flut am Wattenmeer jetzt mit Talent, Entwicklung, Tatendrang, Natürlichkeit und Künstlertum in Verbindung......